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In Dortmund vier von zehn Neueinstellungen befristet

IG BAU: „Zu viele Jobs mit Verfallsdatum“ | Gesetz gefordert

reinigung
10.05.2021
Presse Archiv

Wenn der Job zur Zitterpartie wird: Infolge der Corona-Pandemie tragen Beschäftigte,
die in Dortmund einen befristeten Arbeitsvertrag haben, ein besonders hohes Risiko, ihre
Stelle zu verlieren. Davor warnt die IG BAU. Im vergangenen Jahr hatten 39 Prozent
aller Neueinstellungen in der Stadt ein Verfallsdatum. Von rund 16.000 Arbeitsverträgen,
die im zweiten Quartal neu abgeschlossen wurden, waren etwa 6.200 befristet, so die
Gewerkschaft unter Verweis auf eine aktuelle Auswertung des Wirtschafts- und
Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung.

„Die Zahlen zeigen, dass auf dem heimischen Arbeitsmarkt etwas aus dem Ruder
gelaufen ist. In der Corona-Krise können Befristungen für die Betroffenen leicht zur Falle
werden, wenn Unternehmen solche Stellen nicht mehr verlängern“, sagt Gabriele Henter,
Bezirksvorsitzende der IG BAU Bochum-Dortmund.

Nach Beobachtung der Gewerkschafterin sind befristete Stellen in Branchen wie der
Gebäudereinigung und der Landwirtschaft stark verbreitet. Junge Beschäftigte seien
besonders häufig betroffen. „Wer als Berufseinsteiger eine Wohnung finden oder einen
Kredit aufnehmen will, der hat mit einem befristeten Vertrag schlechte Karten. Wegen
der Unsicherheit muss manchmal sogar der Wunsch nach eigenen Kindern vertagt
werden“, kritisiert Henter.

Die IG BAU fordert die Bundesregierung dazu auf, ihr Versprechen aus dem
Koalitionsvertrag umzusetzen und Befristungen ohne einen sogenannten Sachgrund
einzudämmen. Als Sachgründe gelten etwa eine Schwangerschaftsvertretung oder eine
Probezeit.

Ein aktueller Gesetzentwurf von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sieht vor,
dass sachgrundlose Befristungen künftig nur maximal 18 anstatt bisher 24 Monate
andauern und in diesem Zeitraum nur noch einmal statt wie bisher dreimal verlängert
werden dürfen. In Betrieben mit mehr als 75 Beschäftigten sollen solche Verträge auf
höchstens 2,5 Prozent der Belegschaft begrenzt werden.

„Bisher stand die Union bei diesem Vorhaben auf der Bremse. Aber das Gesetz ist
überfällig – und es bleiben nur noch wenige Wochen, um es in dieser Legislaturperiode
durch den Bundestag zu bringen“, betont Gewerkschafterin Henter. Die Pandemie habe
gezeigt, dass neben den kaum abgesicherten Minijobs und Leiharbeitsverhältnissen
auch Befristungen alles andere als krisenfest seien.

Nach Angaben des WSI waren im zweiten Quartal vergangenen Jahres im bundesweiten
Durchschnitt gut 39 Prozent aller Neueinstellungen befristet. In der Altersgruppe bis
25 Jahren hatten knapp 51 Prozent aller neu abgeschlossenen Verträge ein Ablaufdatum
(Azubis nicht mitgerechnet). Frauen sind häufiger von Befristungen betroffen als Männer,
auch ein Migrationshintergrund wirkt sich negativ aus, so das Institut für Arbeitsmarkt-
und Berufsforschung (IAB). Im vergangenen Jahr wurden befristete Verträge laut IAB
seltener verlängert, die Personalabgänge nach Befristungsende stiegen an und die Zahl
der Übernahmen in unbefristete Beschäftigung sank deutlich.